Die stolze Föhre
Die stolze Föhre
Eine Sage aus Niederösterreich
Aufgeschrieben und erzählt von Sybille Waibel
Auf einem weiten Feld stand einst ein uralter Baum von so herrlichem Wuchs, dass er in der ganzen Umgebung nur „Die stolze Föhre“ genannt wurde.
In ihrem Stamm hauste eine wunderschöne Fee, die Tag für Tag, in ein altes Mütterlein verwandelt, am Wegrand saß und bettelte. Sie wollte einen guten Menschen finden, den sie zur Belohnung für sein ganzes Leben glücklich machen wollte. Jedoch niemand vermutete in dem alten Bettelweib die wunderschöne Fee.
Zur gleichen Zeit lebte im nächsten Dorf ein reicher Bauer. Er war ein Geizkragen und sein Herz hart wie Stein. Dieser Filz kam jeden Morgen, wenn er aufs Feld ging, mit seiner Magd, einer bettelarmen Waise, an der Föhre vorbei. Da saß die alte Frau auf den Wurzeln des Baumes und flehte um ein Almosen. Der Bauer tat immer so, als sähe und hörte er nichts. Die Magd aber blieb stehen und teilte mit der Alten ihr karges Frühstücksbrot.